Schon 1835 hatte man mit allerlei Mitteln versucht, ihn nach Leipzig zu locken. Die Universität bot einen Lehrstuhl, eine Musikzeitschrift die Chefredaktion. Aber erst das Angebot des Gewandhauses lockte Felix Mendelssohn Bartholdy wirklich. Natürlich schauten die Leipziger darum genau hin, als ihr Stardirigent Anfang der 1840er Jahre lange in Berlin blieb. Da traf es sich gut, dass man ab März 1842 nach dem Tod von Christian Theodor Weinlig auf der Suche nach einem neuen Thomaskantor war. Denn wer sollte sich für dieses Amt besser eignen als Mendelssohn?
Doch schon die erste Anfrage des Bürgermeisters wies der Gewandhauskapellmeister zurück. Stattdessen empfahl er Moritz Hauptmann – einen in Leipzig unbekannten fast 50-Jährigen, der zuvor in Kassel Geige spielte. Warum Mendelssohn gerade ihn empfahl, wird immer ein Geheimnis bleiben. Aber die Stadtoberen hörte auf den Rat und setzten Hauptmanns Berufung durch.
Doch der hatte zunächst Skrupel, das traditionsreiche Amt anzutreten: „Die Stelle gefällt mir recht gut, aber ich gefalle mir in der Stelle nicht gut. Ich bin zu alt in diese für mich ganz neue Sphäre gekommen, da lernt man schwer um“, gestand er. Zum Glück lernte er doch um: 24 Jahre lang blieb Hauptmann Thomaskantor und mehr als seine Vorgänger rückte er Bach ins Zentrum seiner Arbeit.
Text: Hagen Kunze