privatunterhaltung für stifter

Der Übergang der Thomaner von kirchlicher in städtische Trägerschaft nach der Reformation hätte den Chor in große Finanznöte stürzen können, wenn nicht sich die Leipziger selbst um eine angemessene Ausstattung der Einrichtung gekümmert hätten. Bürger-Stiftungen waren lange Zeit das wichtigste Instrument zur Finanzierung – jene Spenden also, die Gönner für die Thomaner einsetzten und deren Zinserträge nur für die vom Stifter definierten Zwecke verwendet werden durften.

Christian Lorenz von Adlershelm etwa, nicht nur Leipziger Bürgermeister, sondern auch Kurfürstlich-Sächsischer Kammerrat, stiftete 1688 den Thomanern die beträchtliche Summe von 4500 Talern. Die Zinsen von einem Gulden wöchentlich kamen den Mahlzeiten der Alumnen zugute. Mit dem Geld sollten an jedem Donnerstagabend drei Tische eine Extraportion erhalten, so Adlershelms Wille.

Die Gegenleistung wurde natürlich auch festgeschrieben: Nach dem Abendbrot sollten die Knaben täglich das deutsche Gloria singen. Und am Tag der Heiligen Anna, dem Geburtstag des Stifters, musste eine Abordnung der Thomaner in der Nikolaikirche drei Choräle darbieten. Zudem sorgte Adlershelm auch für ein wenig Privatunterhaltung: Solange er lebe, sollten die Knaben bei ihren Kurrendeumzügen vor seinem Haus stehen bleiben und dort musizieren, verfügte der Bürgermeister.

Text: Hagen Kunze