Unter den zahlreichen Stiftungen für die Thomaner fällt die von Johann Franz Born aus dem Jahr 1709 besonders auf. 2000 Taler stellte der Leipziger Ratsherr zur Verfügung, von den Zinsen sollte die Schulspeisung finanziert werden. Aber auch Born knüpfte die Gabe an Bedingungen, und diese machen seine Stiftung einzigartig.
Dass Born verfügte, dass die Chorknaben bei jedem Kurrendegang vor seinem Haus singen sollten, war noch das geringste Problem. Immerhin rechnete der Schulvorsteher dem Stifter aber vor, dass die Thomaner bei drei wöchentlichen Kurrenden 156-mal im Jahr vor seiner Tür singen würden und betonte, dass dies die Geduld der Nachbarschaft überstrapazieren könnte.
Viel komplizierter für das Miteinander im Chor aber war Borns zweite Bedingung: Ein neu zu schaffender 55. Alumnatsplatz sollte ausdrücklich einem Knaben vorbehalten sein, „der zum Singen und der Music nicht qualifiziert sein müsste“ – ein Passus, der der Schulordnung massiv widersprach. Dennoch bestätigte der Stadtrat die Stiftung und legte so den Grundstein für den legendären unmusikalischen Thomaner, der auch „der Bunte“ genannt wurde. Wie es zu diesem Namen kam? Weil Thomaner Nr. 55 von allen Gesangsdiensten befreit war, musste er eben nicht die sonst übliche schwarze Chorkleidung tragen.
Text: Hagen Kunze