mysteriöse todesfälle

Mehr als 500 Jahre liegt ein schreckliches Unglück zurück, das im Jahr 1513 die Thomaner wie aus heiterem Himmel traf und dem neben 20 Schülern auch der Thomaskantor Johann Scharnagel, der Organist von St. Thomas und zwei Stadtpfeiffer zum Opfer fielen. Da sich alle Betroffenen kurze Zeit zuvor noch ausnahmslos bester Gesundheit erfreuten, schieden Epidemien wie die Pest recht bald aus.

Umso tragischer war, was dann als Grund der Todesfälle ermittelt wurde: Die Infizierten hatten am Tag vor ihrer Erkrankung in einer Leipziger Gastwirtschaft etwas gegessen, das sich später als Katzenfleisch herausstellte. Nur wenige derer, die beim gemeinsamen Mahl zugegen waren, überlebten die durch das ungenießbare Fleisch ausgelöste Krankheit.

Welche Konsequenzen die Todesfälle für die übrigen Schüler und sicher auch für den Gastwirt hatten, berichten die „Leipziger Jahr-Bücher“, die den Vorfall überliefern, nicht. Möglicherweise aber hatte das Unglück etwas zur Folge, worüber sich die Chorknaben noch lange Zeit später freuten. Regelmäßig erhielten sie gratis eine besondere Sorte Dünnbier. Dass die Lieferung aus hygienischen Gründen erfolgte, ist durchaus denkbar: Denn das kostenlose Getränk, das vergleichsweise wenig Alkohol enthielt, war nicht nur nahrhaft sondern auch weniger keimbelastet als das Leipziger Brunnenwasser.

Text: Hagen Kunze