kräutertee nd rosenhonig

So mancher wunderte sich im zurückliegenden Jahr über den Aufwand, mit dem sich die Thomaner regelmäßigen Coronatests unterzogen. Doch die Mediziner hatten schon immer ein besonderes Auge auf die singenden Knaben – heute wie in früheren Zeiten. Denn wo viele Kinder sind, da gedeihen auch Kinderkrankheiten.
Das wusste der Rat der Stadt bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts, als er Carl Wagner zum Schularzt ernannte. Durchschnittlich zweihundertmal im Jahr behandelte Wagner Kranke im Alumnat, in dem damals 60 Schüler lebten – dazu kamen noch weitere Visiten von Thomanern in der eigenen Praxis. Ein Aufwand, der dazu führte, dass der Arzt 1850 beim Rat um mehr Gehalt ersuchte und dabei auf Kinderkrankheiten, Pubertätsprobleme und Stimmüberlastungen verwies.
Noch genauere Rückschlüsse auf Krankheiten in früheren Zeiten lassen Apothekerrechnungen für die Thomasschule aus den Jahren 1786 bis 1851 zu: Die Thomaner litten zumeist an Magen- und Darmerkrankungen, an Halsentzündungen sowie an allgemeiner Schwäche, beispielsweise durch Ernährungsmangel bedingt.
Gegen letzteres wurde Lebertran verabreicht. Die Erkältungen, die gerade im Winter infolge des regelmäßigen Singens auf den Straßen gehäuft auftraten, bekämpfte man mit Kräutertee und Mitteln zum Einreiben, während Halsentzündungen mit Rosenhonig und Weintraubenpomade gelindert wurden.  

Text: Hagen Kunze 

Bild 1: Homöopathische Hausapotheke von Dr. Wilmar Schwabe, Leipzig. Auf dem Etikett im Deckel sind alle Inhaltsstoffe numerisch aufgezählt,
die Flächschen sind mit den entsprechenden Nummern versehen. Um 1880.
Mit freundlicher Genehmigung von www.historische-apotheke.de

Bild 2: Krankenschwester des THOMANERCHOR Leipzig beim Durchführen von Coronatests