keine chance für den bach-sohn

Gleich zweimal hatte der Rat die Chance, eine Leipziger Bach-Dynastie zu begründen. Doch die Bewerbungen von Johann Sebastian Bachs drittem Sohn Carl Philipp Emanuel für das Thomaskantorat blieben sowohl 1749 als auch 1755 erfolglos.

Dass er die Stelle auszufüllen gewusst hätte, bewies er ab 1768 als Nachfolger von Telemann im Amt des Hamburger Musikdirektors. Dieses bedeutendste kirchenmusikalische Amt seiner Zeit prägte der 1714 Geborene 20 Jahre lang derart intensiv, dass man von ihm bald nur noch als dem „Hamburger Bach“ sprach.

Aber in Leipzig war für sein Talent kein Platz: Schon ein Jahr vor dem Tod Johann Sebastian Bachs hatten die Stadtväter im Sommer 1749 als dessen Nachfolger Gottlob Harrer auserkoren. Fünf Jahre später, als Harrer gestorben war, nützte Carl Philipp Emanuel nicht einmal ein Empfehlungsschreiben des berühmten Telemann. Mehrfach betonte Bürgermeister Jacob Heinrich Born, der junge Bach könne und wolle „bei der Schule keine Dienste tun, welches doch notwendig erfordert werde.“ Nach den 27 Jahren mit Johann Sebastian Bach wusste der Rat nämlich vor allem, was er nicht will: einen Kantor, der sich ausschließlich als Musiker und nicht als Lehrer versteht.

Text: Hagen Kunze