Die Pläne zur Schließung des Alumnats, die vor fast 150 Jahren für mächtig Wirbel in der Musikwelt sorgten, hatten einen simplen Grund: Die hygienischen Zustände in der alten Thomasschule waren schlicht untragbar. Aus der langen Liste an Beschwerden ragt die des Ratsherrn Johann Wilhelm Volkmann heraus. Im Sommer 1825 platzte dem sonst so geduldigen Schulvorsteher regelrecht der Kragen. „Die außergewöhnliche Hitze hat an der meiner Obsicht anvertrauten Thomasschule ein gewöhnliches Übel auf einen so ungewöhnlichen Grad gesteigert, dass man es fast unerträglich zu nennen berechtigt ward“, schreibt Volkmann. „Es haben nämlich die durch viele Brettverschläge nur zu sehr gehegten Wanzen, nachdem seit etlichen Jahren nichts zu ihrer Vertilgung getan worden ist, dergestalt überhandgenommen, dass die Schüler, um sich nur einige Nachtruhe zu verschaffen, öfters aus ihren Schlafbehältnissen zu weichen gezwungen waren.“
Dass die Ungezieferplage kein Einzelfall war, zeigt ein weiteres Papier aus dem Jahr 1790: „Vorzeiger dieses Schreibens hat Gift zur Vertilgung der Mäuse und Ratten auf die Thomasschule geliefert“, wurde da knapp mitgeteilt. Mit dem Zettel konnte der Kammerjäger seinen Lohn in der Stadtkämmerei holen: Für die Dienstleistung erhielt er ein Honorar von zwölf Groschen.
Text: Hagen Kunze
Bild 1: Thomaskirchhof in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts,
Bild 2: Thomasschule und Thomaspförtchen mit Bach- und Hiller-Denkmal, um 1845, Stich von Reichling nach Thiele