Aus der Zeit von Johann Sebastian Bachs Thomaskantorat gibt es gleich mehrere Berichte über den äußerst streng geregelten Tagesablauf der Thomaner. Dass sich daran auch im nachfolgenden Jahrhundert kaum etwas geändert hat, zeigt die gedruckte „Tagesordnung für die Alumnen der Thomasschule“ aus dem Jahr 1850, die im Archiv des Thomanerchores aufbewahrt wird.
Im Gegensatz zum Winterhalbjahr startete der Schulunterricht im nach Ostern folgenden Sommersemester schon um 7 Uhr. Doch die Thomaner waren zu Unterrichtsbeginn bereits einige Stunden lang auf den Beinen: Geweckt wurden die Alumnen nämlich bereits um 4.30 Uhr. Nach der Morgenwäsche folgten Frühgebet und Frühstück, das bis 5.45 Uhr beendet sein musste, damit den Schülern noch 75 Minuten zur privaten Vorbereitung auf den Unterricht blieben.
Recht bald nach Schulschluss um 16 Uhr begannen die Chorproben und der „Unterricht der Obern mit ihren Untern“ – jenes gemeinsame Lernen, das sich bis heute erhalten hat. Ein wenig Freizeit blieb den Knaben nur zwischen Abendessen und Nachtgebet um 21.30 Uhr, dem 30 Minuten später die Bettruhe folgte. Was übrigens bedeutet, dass die Verantwortlichen im Jahr 1850 sechseinhalb Stunden nächtlichen Schlaf für Heranwachsende für ausreichend hielten.
Text: Hagen Kunze