dritte wahl

So lang dauerte die Neubesetzung des Thomaskantorats selten: Fast ein Jahr lag zwischen dem Tod von Johann Kuhnau und der Unterzeichnung von Bachs Anstellungsurkunde. Zwölf Monate, in denen der Leipziger Rat mehrfach unglücklich agierte. Über die Besetzung war Streit ausgebrochen. Die einen wollten einen repräsentativen Musiker, die anderen einen guten Lehrer. Durchgesetzt hatten sich zunächst erstere. Doch Georg Philipp Telemann nutzte die Berufung nur, um in seiner Hamburger Stellung eine Gehaltserhöhung durchzusetzen.

Am 17. Januar hatte man nach Christoph Graupners Probedirigat dann endlich einen neuen Thomaskantor gefunden. Aber diesen gab sein Dienstherr nicht frei. Blieben nur noch drei Bewerber: Georg Friedrich Kauffmann, Georg Balthasar Schott und Johann Sebastian Bach, dessen Probe für den 7. Februar angesetzt wurde.

Der Köthener Kapellmeister zeigte sich an diesem Tag von seiner besten Seite. Zwei Kantaten („Jesus nahm zu sich die Zwölfe“ BWV 22 und „Du wahrer Gott und Davids Sohn“ BWV 23) dirigierte Bach vor und nach der Predigt: ein wahres Feuerwerk musikalischer Formen und Techniken, das Eindruck machte. Die verbliebenen Mitbewerber schlug der 38-Jährige jedenfalls um Längen.

Text: Hagen Kunze